Ausbildung zwischen Schule und Studium?

Wer studierwillig ist und sein Abitur oder seine Fachhochschulreife frisch in der Tasche hat, steht vor einer wichtigen Entscheidung: Ist es sinnvoll, sich vor dem Studium um einen Ausbildungsplatz zu bewerben oder lieber gleich ein Studium an einer Hochschule anzustreben?

Natürlich haben beide Wege ihre Vor- und Nachteile, die jeder für sich individuell abwägen muss. Eine kleine Erleichterung bei der Entscheidungsfindung sollen nun folgende Erfahrungen liefern:

Wer zunächst eine Ausbildung absolviert hat, die thematisch dem angestrebten Studiengang entspricht, kann viele praktische Erfahrungen in sein Studium einbringen, die ihm beim Lernen und Begreifen der Materie von Nutzen sind. Gerade an den eher praktisch orientierten Fachhochschulen kommt dem Studierenden dies sehr zu Gute.

Zudem ist dem Studierenden im Grundstudium Vieles bereits aus seiner Ausbildung bekannt, und er kann sich daher auf Inhalte konzentrieren, die ihm eventuell Probleme bereiten.

Nicht zu vernachlässigen ist auch der finanzielle Aspekt: Das Lehrlingsgehalt kann für die Studienaufwendungen verwendet werden, somit braucht man nicht simultan zum Studium zu arbeiten – was den Studienerfolg ja durchaus beeinträchtigen kann.

Allerdings starten und beenden diejenigen, die eine mehrjährige Ausbildung hinter sich haben, logischerweise ihr Studium oft viel später als frische Schulabgänger. Ein Manko bei Firmen, die nach jungen Mitarbeitern Ausschau halten.

Je weiter die Schulzeit zurückliegt, desto schwerer fällt wohl auch das richtige Lernen. Zudem ist Vieles, was nur in der Schule und nicht während der Ausbildung behandelt wurde – und im Studium wieder gefragt ist -, vergessen. Dann dauert es unter Umständen eine ganze Weile, bis diese Dinge wieder im Gedächtnis verankert sind.

Zusammenfassend spricht einiges für eine Ausbildung vor dem Studium, vorausgesetzt Ausbildungsberuf und geplanter Studiengang korrelieren miteinander. Wer allerdings eine eher theoretische Studienrichtung, vor allem an einer Universität, einschlägt, Inhalte schnell begreift und keine finanziellen Engpässe während des Studiums befürchten muss, für den ist das Studium direkt nach Erlangung der Hochschulreife wohl das Beste.

5 Kommentare

  1. Ruben sagt:

    Sehe ich nicht so.

    Während einer Ausbildung verdient man nicht genug um ausreichend für die gesamte Zeit während eines Studiums sparen zu könne,

    Das Wissen ist ebenso ein schlechtes Argument weil z.B. bei einem BWL Studium an der Hochschule das gesamte Wissen nach 2 Semestern wieder auf einem Niveau ist – Ausbildung hin oder her…

    Bei den Gründen die gegen eine Ausbildung vor dem Studium sprechen kann ich dir nur zustimmen. Allerdings finde ich es gut nach der Schule 1 Jahr etwas anders zu machen anstatt gleich anzufangen mit dem Studieren.

  2. rtauchnitz sagt:

    Also ich habe nach dem Abi eine Ausbildung gemacht. Und wenn ich die Zusage bekomme, dann werde ich ab dem Wintersemester studieren gehen. Für mich war es mehr als vorteilhaft. Ich weiß, dass das meine Richtung ist. Und nicht zuletzt habe ich schon praktische Erfahrung. Wo ich mich umstellen muss ist beim Geld. Nach 2 1/2 Jahren Geld verdienen wieder mit weniger auskommen wird sicher nicht leicht, aber schon irgendwie gehen… Und ein Vorteil ist natürlich noch, dass ich beim Abbruch des Studiums – warum auch immer – was in der Tasche hab. Wenn ich bedenke, wieviele Leute in meiner Berufsschulklasse waren, die mehrere Jahre studiert haben, das Ganze abgebrochen haben und dann doch noch ne Ausbildung machen mussten…

  3. Steffen sagt:

    Ich habe nach meiner Mittleren Reife zuerst eine Ausbildung gemacht, obwohl ich eigentlich schon in einer weiterführende Schule eingeschrieben war. Anschließend hab ich das Abi nachgeholt und studiere nun an der Uni.
    Meines Erachtens ist es dahingehend sinnvoll, dass mein einmal eine Orientierung bekommt und das man während einer Ausbildung auch „erwachsener“ wird und manche Dinge vielleicht nicht mehr mit dem jugendlichen Leichtsinn sieht.
    So war es bei mir. Ich habe während meiner Ausbildung gemerkt, dass dies nicht das Gelbe vom Ei ist, obwohl mich der Bereich interessiert (kaufmännisch/BWL). Habe dann anschließend mein Abi gemacht, mit dem Wissen worauf es hinaus laufen soll und welche Ziele ich habe.
    Ich würde darum sagen, dass die Vorteile überwiegen.

  4. SaschaW sagt:

    Ich habe 99 meinen Realschulabschluss gemacht, gefolgt von einer Ausbildung in der Werbebranche. 2005 fühlte ich mich in meinem Ausbildungsjob nicht ausgelastet genug, weshalb ich mein Abitur auf einem Abendgymnasium nachgeholt habe. Alles neben der Arbeit. Im letzten Jahr hatte ich mein Zentralabitur in der Hand und startete mein Studium. Seitdem arbeite ich nur noch am Wochenende in meiner Firma, um Geld zu verdienen.

    Rückblickend bereue ich es nicht, dass ich quasi 8 Jahre lang vor meinem Studium schon gearbeitet habe. Dadurch habe ich viel gelernt und natürlich auch gut Geld verdient. Das macht es mir heute leichter zu studieren.

    Ich denke eine Ausbildung ist nicht schlecht. Jedoch sollte man vielleicht schauen, dass einem die Ausbildung auch etwas fürs Studium bringt (vom Themenschwerpunkt her). Meine Ausbildung und Arbeitserfahrung in der Werbebranche bringt mir beim Lehramtstudium kaum etwas.

  5. Birgit sagt:

    Auch ich sehe den Nutzen einer Ausbildung als sehr gering. Vor allem wenn man versucht die zeitliche Komponente zu bewerten.

    Viele unterschätzen den Zeitverlust der zwei oder mehr Jahre Berufsausbildung. Ich habe eine Bankausbildung vor dem Studium gemacht und anschließend BWL studiert. Einen fachlichen Vorteil hatte ich nur bedingt. Natürlich konnte ich die ersten beiden Semester etwas schneller Studieren, allerdings kannte ich viele Inhalte grob schon aus dem LK Wirtschaft.

    Besser wäre es gewesen diese zwei Jahre nicht für eine Bankausbildung sondern evtl für längere Praktika, Auslandsaufenthalte oder nach dem Studium für eine Promotion zu investieren. Praxiserfahrung und Kontakte zu Unternehmen bekommt man optimal eben durch Praktika kurz vor Ende(!) des Studiums.

    Es ist mit Ausbildung in der Tat leichter im 2. Semester bereits Praktika zu bekommen. Aber zum Ende des Studiums zählt die Bankausbildung im Vergleich zu guten Praktika nicht mehr wirklich.

    Wer unbedingt Studium und Praxis verbinden will kann das in einem BA-Studium machen. Sehr gute BA-Absolventen haben die Möglichkeit an der Uni ein Master-Studium anzuschließen. Meines Erachtens fehlen dann zwar einige fachliche Grundlagen, aber man spart enorm (!!!) Zeit. Im zeitlichen Vergleich zur Variante klassische Berufsausbildung + Bachelor + Master spart man bei einem BA-Studium zwei Jahre vom Bachelor ein.

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