„Bildung darf nicht vom Konto der Eltern abhängen…

…und deshalb wähle ich SPD.“ Mit diesem Wahlplakat-Slogan wirbt die SPD dieser Tage mit Hinblick auf Bürgermeister- und Kommunalwahlen in NRW und die Bundestagswahl im September um Stimmen. Dem Ein oder Anderen wird das Plakat mit der charmant lächelnden, blonden Studentin im Hörsaal bereits aufgefallen sein. Dieselbige ist übrigens Juso-Kanditatin für die kommende Kommunalwahl in Duisburg.

Bildung-Konto-Eltern
Bildquelle: http://spdnet.sozi.info/nrw/wdorf/jusooe/index.php?nr=22983&menu=0

An sich nichts Besonderes – hätten (vermutlich SPD-averse) Kreise nun nicht publik gemacht, dass diese Studentin Studiengebühren zahlt – und zwar freiwillig, am privaten Euro-Business-College in Düsseldorf. Dort fallen laut süddeutsche.de Gebühren in Höhe von 590 € pro Monat an – ein Vielfaches im Vergleich zu den von öffentlichen Hochschulen erhobenen Studiengebühren.
Diese Tatsache passt nun nicht so ganz ins sozialdemokratische Weltbild, was nun bürgerlich-liberal Gesinnte dazu beflügelt, gegen die SPD zu schelten und ihr Unglaubwürdigkeit vorzuwerfen.
Die SPD kontert, indem sie verlauten lässt, dass der Studiengang ihrer Kandidatin zum einen nicht an einer staatlichen Hochschule sondern nur am EBC-Düsseldorf angeboten wird. Des Weiteren könne man sich gerade als zahlender Student von der Problematik der Studiengebühren ein Bild machen und sich daher gegen pauschale Gebühren aussprechen.

Gerade in Wahlkampfzeiten sollten sich die Parteien im Klaren sein, dass noch so jeder kleine Fauxpas – wie hier die etwas unglückliche Auswahl der Plakat-Titelperson – vom politischen Gegner publik gemacht wird. Die SPD scheint dabei zur Zeit für Fettnäpfchen prädestiniert. Ihre Kandidatin ist – ohne wirklich etwas falsch gemacht zu haben – in die Mühlen des medialen Wahlkampfs geraten. Da kann man nur hoffen, dass die SPD ihre Fehltritte in Zukunft nicht mehr auf Kosten junger Studentinnen macht.

9 Kommentare

  1. Nez sagt:

    ich finde es ganz rührend von dir, dass du mit dieser durchaus attraktiven Studentin Mitleid hast. Allerdings solltest du da nicht nur hoffen, dass die SPD ihre Plakat-Personen vorsichtiger wählt, sondern auch, dass die Medien endlich mal anfangen aus den wirklich politisch relevanten Dingen ihre Stories zu machen.

    Denn eine „Dienstwagenaffäre“ und die, ich nenns mal „Dinneraffäre“ (die in meinen Augen beide keine Affären sind), sind einfach Stimmungsmache auf niedrigen Niveau, hauptsächlich vertreten durch die sehr wertvolle „Bild“ und super TV-Sendern (leider inzwischen auch die öffentlich rechtlichen), genauso wie jetzt diese Schlagzeile.
    Ich habe den Eindruck, dass bei diesem Wahlkampf mehr vom „Tratsch und Klatsch“ als von den inhaltlichen Ausseinandersetzungen berichtet wird.

    Kann aber auch sein, dass das typisch für ein Wahlkampf ist…Keine Ahnung, ist der erste den ich sehr aufmerksam mitverfolg

  2. lolli sagt:

    ich verstehe nicht, was der artikel hier soll. da steht nur, was man auf allen großen plattformen auch liest (spiegel usw.). laaaaaangweilig. wenn man wenigstens eine andere schlussfolgerung hätte. etwa: „eine aufrichtige sozialdemokratin steckt zurück und studiert eben nicht an einer privaten hochschule“. oder: was muss man verdienen, um 500 eur nur für das studium ausgeben zu können – jeden verdammten monat? wtf!

  3. uni-blog-team sagt:

    lolli, ich danke Dir, dass du die Artikel unseres Blogs kritisch beäugst, denn Kritik hilft uns, unsere Angebote dem Gefallen unserer Leser anzupassen.

    Allerdings ist es beinahe unmöglich, mit einem Artikel alle Leser in ihrer Meinung und ihren persönlichen Präferenzen zufrieden zu stellen. Die Einen wollen ausgeprägte persönliche Stellungnahmen zu gewissen Themen, die Anderen interessieren sich für objektive Berichte. Die Einen stört es, wenn der Autor zu linksideologisch schreibt, die Anderen, wenn er konservativ eingestellt ist.
    Für die subjektive Beurteilung eines Artikels steht sowohl den Lesern als auch den Autoren die Kommentar-Funktion zur Verfügung, sodass über ein kontroverses Thema auch durchaus diskutiert werden kann.

    Um für alle Leser ein ausgewogenes Bild bieten zu können, sind – wie bereits oft erwähnt – viele Autoren vonnöten. Deshalb würden wir uns sehr freuen, in Zukunft den ein oder anderen Artikel von Dir auf uni-blog.info lesen zu dürfen, um unser Spektrum zu erweitern und die Geschmäcker aller Leser zu befriedigen!

    Mit vielen Grüßen
    Das Uni-Blog-Team

  4. Nez sagt:

    ich verstehe die kritik im allgemeinen nicht.
    warum verstößt es gegen die prinzipien eines sozialdemokraten wenn er eine private hochschule besucht?

    warum fordern sie denn dass die studiengebühren abgeschafft werden?
    damit jeder, zumindest vom finanziellen her, die möglichkeit hat, ein studium zu absolvieren. es geht hier nicht um die abschaffung der eliten oder der privaten hochschulen, sondern darum dass eben jeder die chance auf ein irgendein studium hat.

    dies kann man auch fordern, wenn man stinkreich ist.
    angenommen ich wär ein cayennefahrer der unmengen von super plus verbraucht, dann kann ich doch trotzdem fordern, dass die spritpreise für z.b. normal benzin gesenkt werden, damit auch ein finanziell schwächer gestellter mensch sich z.b. einen alten nissan kaufen kann und nicht auf grund der hohen spritpreise, auf ein automobil verzichten muss.

    wäre es denn auch eine schande wenn ich selbst lacoste-polos trage und mich gleichzeitig dafür einsetze, dass andere menschen überhaupt irgendwelche kleidung bekommen?

    ich hoffe nicht!

  5. Jochen sagt:

    Es verstößt in sofern gegen die Prinzipien eines Sozialdemokraten eine Privatuni zu besuchen, da erstens insgeheim eingeräumt wird, dass eine kostenpflichtige Hochschule eine bessere Lehre bietet. (In diesem speziellen Fall wurden andere Gründe für die Auswahl einer Privatuni genannt, siehe Artikel). Die Forderung, jeder müsse – unabhängig der finanziellen Lage – die Chance auf ein Hochschulstudium haben, kann effizienter und sogar gerechter bewerkstelligt werden, indem nur finanziell schwächergestellte Studenten Unterstützung vom Staat erhalten bzw. keine Studiengebühren zahlen müssen. Mit der Frage im Hinterkopf, wer denn ohne Studiengebühren für die Ausbildung der künftigen gutverdienenden Elite aufkommt, – der Steuerzahler nämlich, also auch der Facharbeiter und die Putzfrau – spielt sich die Diskussion in einem neuen Licht ab.
    Zweitens passt der Umverteilungsgedanke und der Wunsch nach Gleichheit, der wächst, je weiter man nach links rückt (und den wohl nur ein Utopist mit „Reichtum für alle“ betiteln würde), nicht so ganz zu einer wohl doch sehr wohlhabenden Privatuni-Studentin. „Wasser predigen, aber selbst Wein trinken“ trifft das Ganze wohl in gewisser Hinsicht recht gut.

  6. lolli sagt:

    wie kann man sich als studentin 500 eur im monat NUR für die uni ausgeben? die muss ja sicher auch eine wohnung finanzieren?

  7. Jochen sagt:

    Die Dame hat laut Presse vor ihrer Studienzeit unter anderem als Kellnerin Geld verdient, was aber wohl kaum dazu ausreicht, >500 € monatlich für die Uni auszugeben.

  8. Elli sagt:

    Netter Beitrag, gefällt mir 🙂

  9. Zeigt dieses Beispiel nicht wieder einmal, was trotz aller Professionalisierung und Zertifizierung doch alles unter die Räder gerät? In unserer eiligen und auf Effizienz getrimmten Zeit sind das insbesondere die Genauigkeit und Nachdenklichkeit. Nein, nicht „die SPD“ hat im Hinterzimmer einer Gaststätte bei Bier und Bulette Bild und Text der Anzeige beraten. Eine Werbeagentur wird für den Entwurf verantwortlich zeichnen, der vom Auftraggeber eiligst abgesegnet wurde. Welches Model mit welcher Biographie sein Gesicht präsentierte, dürfte keinem der Entscheider Zeit geraubt oder großes Kopfzerbrechen bereitet haben.

    So läuft das im Berufsleben, wenn der Ergebnisdruck hoch ist – und das ist heute wohl fast überall die Ausgangslage. Nun ja, und so geht es zu Zeiten von Bachelor und Master vielfach auch im Studium zu: effizient, ergebnis- bzw. abschlussorientiert, berufsnah und ohne viel Zeit für Nachdenklichkeit und intellektuelle Umwege. Das hat seinen Preis, und der ist von der Gesellschaft ebenso zu zahlen wie von jedem einzelnen Studenten.

    Insofern finde ich es eine schöne Idee von Ihnen, dieses Beispiel eines betretenen politischen Fettnäpfchens online zu stellen. Lernen wir ja nicht nur aus eigenen Fehlern, sondern auch aus denen anderer. Ihre studentischen Leser müssen sich früher oder später die Frage stellen, in was für eine Arbeitswelt sie sich, ob nun in Wirtschaft oder Politik, einbringen wollen. Wer frühzeitig eine solche Nachdenklichkeit an den Tag legt, kann (vielleicht) noch für sich die Weichen stellen.

    Schön, dass Sie mit diesem Blog einen Beitrag zu einer solchen Nachdenklichkeit leisten!

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