Erörterung Buddenbrooks

Aufgabe: Erörtern Sie die Bedeutung des Todes im Romas „Buddenbrooks“ und stellen Sie die parallele Entwicklung des Familienverfalls dar. Gehen Sie dabei im Besonderen auf die bestehenden Familienstrukturen ein.

In Thomas Manns Romas „Buddenbrooks“ geht es um den Verfall der sehr wohlhabenden Familie Buddenbrook. In diesem Prozess des Zerfalls spielt der Tod fast aller Charaktere des Werks eine wichtige Rolle. Auf der einen Seite steigt die Anzahl der Todesfälle im Laufe der Geschichte an, sodass nur Tony und Gerda verschont bleiben, und auf der anderen Seite, werden die Beschreibungen der jeweiligen Tode immer detaillierter. Während das Ableben Antoinette und Johann Buddenbrooks als im Handlungsablauf als erstes eintretendes mit der schlichten Nennung der jeweils zum Tod führenden Krankheit und der Feststellung des daraufhin eingetretenen Todes abgetan wird (vgl. B. S. 69 u. 71), weist die Darstellung der tödlichen Lungenentzündung Elisabeths (vgl. B. S. 565) bereits eine in hoher Intensität angelegte Schaustellung pathologischer Merkmale auf. Nach leichtem Rückgang bei der Beschreibung des Todes von Thomas (vgl. B. S. 683) gelangt Ausführlichkeit in der Schilderung des letzten Todesfalls, bei welchem Hanno Buddenbrook dem Typhus erliegt, zur Schaustellung, indem sich ein vollständiges Kapitel ausschließlich mit der Zergliederung des Krankheitsverlaufs beschäftigt (vgl. B. Elfter Teil, Kapitel 3). Beginnend bei dem ersten Todesfall der Antoinette Buddenbrook, lässt sich feststellen, wie verhältnismäßig harmlos der Tod hier beschrieben wird. Lediglich mit „Und als dann Madame Buddenbrooks ihren letzten, ganz kurzen und kampflosen Seufzer getan hatte […]“ (S. 69)wird dieser Tod beschrieben. Antoinette hatte nicht unter schweren Krankheiten oder einem langen Todeskampf zu leiden. Auch ihr Mann Johann Buddenbrook schlief bei seinem Tod ohne viel Leiden ein. Beide starben eines natürlichen und geradezu verständlichen Tod. I Der Familie bzw. Dem Geschäft schadet dies wenig, denn schon vorher sind viele ältere Familienmitglieder in dieser Form gestorben und das wurde auch in einem solch hohen Alter hingenommen. Der nächste Tod des Johann „Jean“ Buddenbrook gestaltet sich dramatischer. Er stirbt alleine während eines
Gewitters, versunken in Arbeit. Der Rest der Familie sitzt währenddessen in einem anderen Raum des Hauses. Hier sticht die innere Zerrissenheit der Familienstruktur durch den frühes Tod des Familienoberhaupts auf. Mit seinem Tod hat es das Familiengeschäft sehr schwer, denn nun muss Thomas mit gerade einmal 16 Jahren das Geschäft übernehmen. Das Gewitter während des Todes wird hier zur symbolischen Spiegelung des Todeskampfes, ohne ihn jedoch näher zu beschreiben. Kurze Zeit später stirbt ebenfalls der verhasste Stiefbruder Johanns, Konsul Gotthold Buddenbrook. Auch sein Tod wird als „schwer“ (S.274) beschrieben, da er an Herzkrämpfen starb, jedoch wird nicht mehr weiter auch Details eingegangen. Der Tod von Clara Buddenbrook wird hingegen wesentlich genauer beschrieben. Der Todeskampf auf Grund der Gehirntuberkulose wird hier lange beschrieben und nacherzählt. Sie stirbt sehr früh und macht die Familie Buddenbrook wieder um ein Mitglied kleiner. Parallel dazu scheinen die Geschäfte der Familie Buddenbrook immer schlechter zu laufen. Mit jedem Mitglied der Familie, das stirbt, geht das Imperium immer mehr zu Grunde, auch wenn Clara selbst keine wichtige Rolle in der Firma hatte. Viele Jahre nach Konsul Johann Buddenbrook stirbt nun seine Frau Elisabeth „Bethsy“ Buddenbrook. Auch Ihr Tod ist qualvoll und detailliert beschrieben. Es wird klar, dass auch der religiöse Glaubenshintergrund Elisabeths keine Garantie für ein seliges Ende bietet. Sie gibt sich mit den letzten Worten „Hier bin ich!“ (S. 568) in die Hände Gottes. Mit dem Tod Thomas Buddenbrook geht das Geschäft geradezu unter, denn er war nach Jean Buddenbrook der Inhaber der Firma und leitete das Imperium. Sein ebenfalls viel zu früher Tod reißt das Geschäft in eine finanzielle Krise. Auch die Familie schein zerrissen. Thomas Buddenbrook stirbt nach einem Zaharztbesuch. Er stürzt auf der Straße und wird mit Dreck besudelt nach Hause getragen. Dort durchlebt er einen mehrtägigen Todeskampf, dessen Beschreibung sich im Buch über 3 Kapitel erstreckt. Hier wird die detaillierte Erklärung des
Todes besonders deutlich. Fast alle Einzelheiten werden erläutert. Die einstige Idee eines würdevollen Abgangs aus der Familie, dem Geschäft und dem Leben wird ersetzt durch einen gerade zu lächerlichen und unnötigen Tod. Als letztes kommt Thomas Sohn Hanno um. Er erliegt nach einem ehrwöchigen Leiden an der schweren Krankheit Typhus, die am Anfang des 3. Kapitels des 11. Teils ausführlich erklärt wird. Thomas Mann erklärt die Krankheit hier zunächst sehr sachlich, ähnlich eines Lexikoneintrags. Danach widmet sich das gesamte Kapitel dem Tod des Hanno Buddenbrook als letzter möglicher Inhaber des Unternehmens. Nach ihm gibt es keine Nachfolgen mehr für das Geschäft und damit geht es unter. Damit ist er auch als eines der letzten Familienmitglieder gestorben. Der Tod von Hanno Buddenbrook ist auch das letzte Ereignis, was wir erfahren. Ein weiteres Bestehen der Familie oder des Unternehmens ist hier ausgeschlossen. Die Familie lebt durch das Geschäft, und stirbt die Familie, stirbt auch das Geschäft.

1 Kommentar

  1. Heinz Bongards sagt:

    Jean Buddenbrook stirb 1855. Da ist Thomas bereits mindestend 28 Jahre alt. Eine Geschäftsübernahme mit 16 Jahren wäre auch damals bürgerlich rechtlich völlig unmöglich gewesen. Das hätte einen ganz anderen Roman gegeben!

    Claras „Todeskampf“ wird keineswegs „lange beschrieben und nacherzählt“.

    Thomas B. durchlebt keineswegs einen „mehrtägigen Todeskampf“.

    Auch sonst sehr merkwürdige Arbeit!!

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