Studienwahl: Karriere oder Selbstverwirklichung?

Im Durchschnitt beginnt man sich nach der elften Klasse Gedanken über seine persönliche Zukunft zu machen. Zunächst steht das Abitur vor der Tür, aber was folgt dann? Für viele ist diese Frage ein rotes Tuch, weshalb auch immer mehr Abiturienten nach dem Abi eine vorübergehende Pause zum Nachdenken einlegen. Zugegeben, in Anbetracht der aktuellen wirtschaftlichen Lage ist es nicht einfach, sich für das richtige Studienfach zu entscheiden, doch wovon hängt es in der heutigen Zeit überhaupt ab, welche akademische Richtung man einschlägt?


Im Grunde müssen sich junge Studierende heute in erster Linie mit der Frage auseinandersetzen, ob es ihnen primär um Selbstverwirklichung oder primär um ihre Karriere geht. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es oft sehr schwierig ist, sich diese Frage zu beantworten. Wir leben im 21. Jahrhundert und damit in einer Leistungsgesellschaft, die oft wenige Spielraum für Selbstentfaltung lässt. In meinem eigenen Freundes- und Bekanntenkreis habe ich zwei Leute, die noch während des Abiturs daran dachten Kunst bzw. Schmuckdesign zu studieren – heute studieren beide Medizin.

Was war passiert? Egal ob Eltern oder Bekannte, keiner konnte wirklich verstehen, wieso man mit einem guten Abitur daran denken könne, ein Fach wie Kunst zu studieren – nicht umsonst heiße es ja „Brotlose Kunst“. Hörst man solche Sätze oft genug, hilft oft auch die größte persönliche Überzeugung nicht weiter und man kommt ins Zweifeln: „Studiere ich das was ich will und bin später vielleicht arbeitslos?“, „Wie soll ich dann meinen Lebensunterhalt bestreiten?“. Im Regelfall rät gerade die Familie zu Berufen wie Arzt oder Anwalt, denn diese sind gehören ja traditionell zu den hochangesehenen Berufsgruppen mit passablem Einkommen, oder zu Studienfächern wie Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurswesen, denn da stand doch irgendwo in der Zeitung, dass dies die Berufe mit den besten Zukunftsaussichten sind.

Meine Meinung dazu: nur wer Spaß an dem hat, was er tut, wird später darin auch erfolgreich und gut sein können. Der Arzt, der sich sein ganzes Studium durch die Materie geplagt hat, die ganze Zeit die Frage im Hinterkopf „Was wenn ich doch Kunst studiert hätte und jetzt das machen würde, was mir wirklich Spaß macht?“, wird dieser später wirklich ein guter Arzt sein? Ich wage es zu bezweifeln. Ohnehin sind Empfehlungen von Experten und den Medien oft nur Schall und Rauch. Noch vor 4 Jahren hat jeder angefangen Maschinenbau zu studieren, sieht sich nun bald am Ende seines Studiums und findet sich danach auf der Straße wieder. Warum? Weil die Wirtschaftskrise so plötzlich kam, dass keiner damit rechnen konnte und gerade der Maschinenbausektor von massiven Einsparungen betroffen ist.

Im Endeffekt will ich mit all dem nur sagen: studiert das was ihr wollt und lasst euch von niemandem reinreden! Wenn ihr ein Studium begonnen habt und bemerkt, dass es nichts für euch ist, wechselt frühzeitig in ein anderes Studienfach und habt keine falsche Scham. Der Sinn einer Hochschule liegt im Studieren und nicht in der möglichst schnellen Rekrutierung von Spitzenkräften für die Wirtschaft.

4 Kommentare

  1. Uni Blog berichtet unabhängig über aktuelle Hochschulthemen | Early Adopter - Info-Blog für Technik Freaks sagt:

    […] es eine Auseinandersetzung mit dem Thema Studienwahl nach dem Abitur oder ein kritischer Bericht über den Bachelorabschluss – auf dem Uni Blog werdet ihr umfassend […]

  2. torschtl sagt:

    ich wollte vom interesse her auf jeden fall medizin machen. mit 2,8er abi und begrenzten finanziellen mitteln ist das so gut wie unmöglich. dann hab ich mich einfach gefragt, womit man die besten gehaltsaussichten hat und blieb bei bwl hängen. doch ich muss sagen, dass der spaß an der sache jetzt im nachhinein dann doch auch kommt

  3. „Karrierebibel-Newsletter vom 20. April“ auf karrierebibel.de – Jeden Tag mehr Erfolg! sagt:

    […] oder Selbstverwirklichung? (Uni-Blog): Welche Fragen sich Studenten in spe bei der Studienwahl stellen […]

  4. Felix Struening sagt:

    Ich würde sagen, dass die eingangs gestellte Frage, ob Karriere oder Selbstverwirklichung anzustreben sind, so nicht ganz korrekt ist. Denn nur wer seine persönlichen Stärken und Talente im Beruf umsetzt, wird dort wirklich erfolgreich. Und nebenher hoffentlich auch glücklich. Insofern ist Franks Vorschlag, das zu studieren, was man persönlich bevorzugt voll zu unterschreiben. Jemand, der Ingenieur werden will, ohne sich mit Zahlen wirklich 100%ig anfreunden zu können, wird auch kein guter Ing.
    Noch ein gutes Interview dazu: http://www.absolventa.de/blog/berufseinstieg-3-die-wichtigste-disziplin-in-der-karriere-ist-wie-mich-andere-empfinden

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