Zurück auf die Schulbank

Ausgehend von einem Beitrag auf sueddeutsche.de hier ein paar Gedanken:

Saufen, vögeln, lustig sein und 2 Wochen vor den Prüfungen Bücher wälzen. So habe ich mir damals als Schüler der Mittelstufe stets das Studium vorgestellt. Dass es selbst vor Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge so nicht ganz war ist klar, jedoch erlebe ich nun tagtäglich was es heißt, „auf Bachelor“ zu studieren.

6 Vorlesungen und 7 Übungen erwarten mich in diesem Semester. Alles in Allem 9 + 10 = 19h (+5*1h Hin- und Rückfahrt) Uni pro Woche. Inklusive Vor- und Nachbereitung dürfte ich auf 25-30h kommen. Außerhalb des Prüfungszeitraumes versteht sich. Ein durchschnittlich bezahlter 400€ Job für Studenten dürfte monatlich noch einmal mit ca. 40h zu Buche schlagen, was 10h pro Woche entspricht. Wie man sieht. Der heutige (verantwortungsbewusste) Student ist nicht weit von der 40h „Otto-Normal“-Woche weg.

Kritik am neuen Hochschulsystem wurde nun auch an der Uni Erlangen laut. 1999 wurde von den europäischen Kultusministern  beschlossen, dass man bis 2010 einen einheitlichen europäischen Standard in Sachen Hochschulabschlüssen schaffen wolle. Damit einhergehend wollte man die Mobilität der Studenten erhöhen. Die Studienzeit sollte gesenkt werden, die Quote der Abbrecher nach unten korrigiert und zu guter letzt sollte mehr Praxisnähe hergestellt werden. Keine der Erwartungen hat sich – laut sueddeutsche.de – bisher erfüllt.

Der bummelnde, kiffende und dauerbesoffene Student gehört der Vergangenheit an. Vom ersten Tag an zählt jede einzelne Zensur zur Endnote. Über Sinn und Unsinn darf diskutiert werden. Weitergehend wird der Master von Unternehmern und Arbeitgebern, so wie ich das „beobachtet“ habe, eher belächelt. Wer hat schon Respekt vor einem B. Sc.? Diplom war wenigstens noch sexy. Der Zwang zum Weiterstudieren in Richtung Master ist fast schon obligatorisch. Wo wir wieder beim Leistungsdruck wären. Um die Zulassung zum Master-Studiengang zu erhalten benötigt man eine 2,5. Angesichts der ca. 20 Prüfungen bis zum Abschluss bleibt da nicht viel Spielraum, um sich mal einen Ausrutscher zu leisten.

Wer heute noch behauptet, dass jedermann in Deutschland studieren kann, erzählt in meinen Augen einfach Humbug. Jobben nebenbei mit zeitgleich sehr guten Leistungen im Studium ist mehr als schwierig (geworden?!). Nur mit dem nötigen finanziellen Background kann man sich zu 100% auf seinen „Hauptjob“, das Studium, konzentrieren.

2 Kommentare

  1. Frank sagt:

    Ich finde es sehr gut, dass sich auch mal eine Uni zu Wort meldet und aufzeigt, wie Schwachsinnig manche Regelungen doch sind. Die Zahl der Studienabbrecher dürfte in Anbetracht des teiles beträchlichen Leistungsdruckes auch eher steigen als gesenkt werden. Und Mobilität? Die meisten Studenten haben überhaupt keine Zeit mehr für Nebenjobs (oder meinen es auch nur) und verzichten deshalb auch oft einfach auf das frühere Auslandssemester.

  2. Olaf sagt:

    40 Stunden pro Monat arbeiten, also 5 pro Woche? Du studierst hoffentlich nicht Mathe.

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